Weit und breit keine übermächtige Mannschaft in Sicht

Es ist schwer, in der an diesem Wochenende startenden Saison in der Fußball-Kreisliga A Alsfeld/Gießen einen so klaren Favoriten zu benennen, wie es noch in der vergangenen Runde die FSG Homberg/Ober-Ofleiden gewesen war. Geht es nach den Vereinsvertretern, werden sich in den nächsten Monaten die FSG Mücke/Merlau/Atzenhain und die SG Gonterskirchen/ Freienseen um die Spitzenposition streiten. Auch ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden will der Kreisoberliga-Absteiger und Alsfelder Kreispokal-Sieger, der SV Nieder-Ofleiden. Mit Spannung erwartet wird indes die Rolle der FSG Göbelnrod/Beltershain/Harbach, die sich nach der Verpflichtung von Trainer Oliver Funk im Neuaufbau befindet.

 

Funk hat sich bei seiner neuen Aufgabe vor allem langfristig hohe Ziele gesteckt. »Im ersten Jahr ist der Aufstieg noch kein Thema. Ich peile eine Platzierung im oberen Drittel an«, sagt er. Ihm stehen dabei neben den vier hochkarätigen Neuzugängen, die Funk von der SG Obbornhofen/Bellersheim mitgebracht hat, vier Nachwuchskräfte aus der eigenen Jugend zur Verfügung. In der nächsten Runde sollen nochmals etwa fünf Spieler aus der A-Jugend in den Seniorenkader stoßen. Mit der ein oder anderen zusätzlichen Verstärkung könnte dann der ganz große Wurf gelingen – doch das ist Zukunftsmusik. Mit der bisherigen Vorbereitung ist Funk zufrieden: »Es waren immer 22 bis 23 Spieler im Training«, sagt Funk und verdeutlicht damit, dass sich wieder eine gewisse Euphorie eingestellt hat. Mit Co-Trainer Christian Stasch, der im Moment noch mit einer Verletzung zu kämpfen hat, in vier bis sechs Wochen aber wieder auf dem Platz stehen soll, will Funk in seiner Abwehr die Viererkette einführen.

Dass sich das Sprichwort »neue Besen kehren gut« bestätigt, erhofft sich auch die SG Gonterskirchen/Freienseen, wo mit Markus Könighaus ebenfalls ein neuer Coach arbeitet. Der 28-Jährige war bisher im Büdinger Raum als Spieler in der Gruppenliga aktiv und übernimmt nun sein erstes Traineramt. Sobald seine derzeitige Knieverletzung ausgestanden ist, wird er die Mannschaft auch auf dem Platz unterstützen. Außerdem beim Saisonstart fehlen wird Spielführer Wojytek Romejko. Könighaus, der wie Funk in der A-Liga mit Viererkette agieren will, bezeichnete die bisher absolvierten Testspiele bis auf die Partie gegen die eigene Reserve (1:1) als zufriedenstellend. Die Favoritenrolle schiebt er aber einem anderen Team zu: »Mücke/Merlau/Atzenhain wird vorne sein.«

So abwegig ist dieser Gedanke nicht. Die »Dreier-SG« hat im vergangenen Jahr Platz vier belegt und sich für die kommende Runde verstärkt. Spielertrainer blieb Olcay Sirin, der zuletzt angeschlagen war. Viel verspricht man sich bei der FSG vom neuen Sturm, dort wird künftig wohl Kevin Young an der Seite des amtierenden Torschützenkönigs Mario Erb auflaufen.

Platz drei bis sieben hat der SV Nieder-Ofleiden als Ziel ausgegeben. Nach dem Abstieg will die Truppe von Achim Vaupel, der mit Stürmer Stefan Schick die Fäden in der Hand hält, die vergangene Runde, die außer dem Gewinn des Alsfelder Kreispokals wenig Gutes hatte, so schnell wie möglich vergessen machen.

Mit 20 Zugängen in die neue Saison geht der TSV Burg-/Nieder-Gemünden. Darunter befinden sich einige ehemalige Spieler des Kreisoberliga-Aufsteigers FSG Homberg/Ober-Ofleiden, vor allem aber Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Selbstbewusst wurde das Saisonziel gesteckt: Für die ersten fünf soll es reichen beim TSV, der zuletzt mit elf Siegen und elf Niederlagen Mittelmaß war. Nur einen Platz hinter den Gemündenern landete die SG Rüddingshausen/Londorf. Die Elf von Bernd Gagstatter, der als Spielertrainer in sein zweites Jahr geht, muss in dieser Runde den Abgang von Goalgetter Benjamin Leckel verkraften (TV Langsdorf). Ziel ist zunächst der Klassenerhalt. Den will auch die SG Bechtelsberg erreichen, die beim Ligaerhalt in der neuen Runde vom Aufstieg der SG Kesselbach/ Odenhausen/Allertshausen profitierte. Die Bechtelsberger haben allerdings mit einem stark »abgespeckten« Kader zu kämpfen, da der SV Elbenrod eine Fußballabteilung ins Leben gerufen hat und in der B-Liga an den Start gehen wird – ausnahmslos mit Spielern, die sich zuletzt für Bechtelsberg die Schuhe geschnürt hatten.

Der SV Alsfeld, in den 1990er Jahren noch Landesligist, wird wohl auch in dieser Saison nicht viel zu bestellen haben, wenn es um die Aufstiegsplätze geht. Nachdem die Rambacher vor zwei Jahren noch die Favoritenrolle innehatten, dieser am Ende aber nicht gerecht wurden, landeten sie in der vergangenen Saison nur auf Rang zehn. Trainer Klaus Diehl möchte nun aber einen einstelligen Platz erreichen.

Höhepunkt der Vorbereitungsphase beim SV Bobenhausen war das eigene, anspruchsvoll besetzte Turnier, das die Mannschaft von Michael Krause gewinnen konnte, der in großen Teilen der Vorbereitung auf den 19-jährigen Marcel Seipp, B-Liga-Torschützenkönig der vergangenen Saison, verzichten musste (Urlaub). Am vergangenen Wochenende absolvierte der SVB ein dreitägiges Trainingslager, ehe es am nächsten Freitag zu Hause gegen Mücke/Merlau/Atzenhain losgeht – eine echte Standortbestimmung. »Wir wollen vermeiden, einen der letzten drei Plätze einzunehmen«, hofft Krause.

Zweiter Aufsteiger ist die SG Schwalmtal, die kampflos durch die Relegation kam und ähnlich wie Bobenhausen in der Personalpolitik auf Kontinuität setzen. Mit nur drei Zugängen und einem Abgang rotierte es im Kader wenig. Klar, dass auch für die Truppe von Christian Donath erst mal der Klassenerhalt angesagt ist.

Beim SV Hattendorf geht Heiko Liebers in sein zweites Trainerjahr. Mit Rang elf und 35 Punkten in der letzten Saison konnte sich seine Mannschaft aus dem Abstiegskampf heraushalten. Nicht mehr zurückgreifen kann der Spielertrainer auf seinen erfolgreichsten Torschützen. Steffen Korell wechselt nach nur einem Jahr beim SVH zur SG Altenburg/Eudorf/Schwabenrod und wird eine Lücke hinterlassen.

Auf dem 13. Platz rangierte die SG Romrod/ Zell in ihrer ersten A-Liga-Saison. Die Mannen um Goalgetter Jan Weitzel werden auch in ihrem zweiten Jahr wieder alles daransetzen, die Klasse zu halten.

Mit gemischten Gefühlen geht die SG Lumda/Geilshausen in die Saison. Nicht immer zufrieden war Spielertrainer Dirk Schmidt mit der Trainingsbeteiligung in der Vorbereitung. In den beiden Spielen beim Grünberger Stadtpokal enttäuschte die SG mit zwei deutlichen Niederlagen. Beim eigenen Turnier um den Lumdatalpokal sprang zwar auch nur Platz vier heraus, hier zeigte sich der Trainer vom Auftreten seines Teams allerdings angetan. Kompensieren muss Schmidt die Abgänge von Patrick Sagrauske (VfR Lich) und Kevin Young (Mücke/Merlau/Atzenhain). Dafür verstärkt Florian Schnell den SG-Sturm, der die FSG Bernsfeld/Weitershain verlassen hat.

Andreas Lochmann, der es bei der SG Ruppertsburg/Wetterfeld ins zweite Jahr geschafft hat, peilt – wie im Vorjahr – einen Platz unter den ersten fünf an. Der Torgarant bei der SG hieß in der vergangenen Runde einmal mehr Jochen Heinemann, der mit 27 »Buden« über ein Drittel aller Treffer für seine Farben markiert hat.

In Saasen kommen die Zugänge alle von der FSG Bernsfeld/Weitershain, die freiwillig aus der A-Klasse absteigt. Verzichten muss der SV ab sofort auf zwei Spieler, die ihr Karriereende erklärt haben, darunter Mark Philippe Keil, der bereits mit 28 Jahren seine Fußballschuhe an den Nagel gehängt hatte. Trainer Anton Krippner stellt den Teamgeist beim SV Saasen in den Vordergrund: »Wir werden versuchen, unser Spiel nicht so sehr von Einzelspielern abhängig zu machen und mehr das gesamte Team in die Verantwortung zu nehmen.«

Im Gegensatz zur B-Liga wird die Alsfelder A-Klasse nur einen direkten Aufsteiger haben. Der Zweite spielt in der Relegation um das Kreisoberliga-Ticket. Eine Klasse tiefer müssen dann im Mai der 15. und der 14. der A-Liga. Der Verein auf Rang 13 spielt die Relegation »nach unten«.

Christoph Sommerfeld (Gießener-Allgemeine)