Unglaubliche Erfolgsbilanz der SG Gonterskirchen/Freienseen

GIESSEN (jdi). Es klingt fast wie ein Märchen, was sich in dieser Saison bei der SG Gonterskirchen/Freienseen zugetragen hat. Schließlich gehen Märchen auch immer gut aus und der Zuschauer hat ebenso wie die mitspielenden Figuren zwischenzeitlich das Gefühl, sich in einem Traum zu befinden. So oder so ähnlich muss es auch den „Gokianern gegangen sein. Nach einem genialen Saisonstart stürmten die Mannen um Spielertrainer Markus Könighaus von Sieg zu Sieg. Und der Coach hatte keinerlei Bedenken, dass diese Serie irgendwann einmal größere Risse bekommt: „Ich bin überzeugt davon, dass wir die Klasse auch ohne Niederlage hätten beenden können“.

Kleine Risse in der Serie gab es dann aber doch: Die ersten Punkte gab das Team jedoch erst beim 2:2 Ende Oktober in Mücke ab, die erste und bisher einzige Niederlage ließ sogar noch länger auf sich warten: Am 28. März unterlag die SG mit 1:2 beim ärgsten Konkurrenten um den Meistertitel SV Nieder-Ofleiden. Aber da Märchen ja wie gesagt immer gut ausgehen, ließ sich die in dieser Saison überragende Mannschaft in der Kreisliga A Alsfeld nicht aus der Bahn werfen und machte mit dem 3:2 gegen Mücke/Merlau/Atzenhain am vergangenen Sonntag den Meisterstitel und damit verbundenen Aufstieg in die Kreisoberliga perfekt. Auch das Torverhältnis unterstreicht die Überlegenheit der SG Gonterskirchen/Freienseen: 100 Treffern stehen gerade einmal 26 Gegentore gegenüber.

Durch zahlreiche tolle Spiele fällt es Spieltrainer Markus Könighaus schwer, seine persönlichen Highlights herauszufiltern: „Es war ja meine erste Trainerstation und ein Wagnis, eine Viererkette einzuführen. Ich freue mich sehr, dass das so gut geklappt hat.“ Unterstützung bekam der Newcomer von seinem ehemaligen Trainer beim SV Viktoria Nidda: Daniel Steuernagel, der durch seine Stationen bei Eintracht Lollar und Teutonia Watzenborn-Steinberg ein Begriff ist. Er fungierte für Könighaus wie eine Art Mentor und stand ihm immer mit Rat und Tat zur Seite. „Ich konnte ihn jederzeit anrufen, wenn ich Fragen hatte. Er war ein guter Lehrer und hat mir bei Taktikfragen immer weitergeholfen.“ Neben spielerischen Glanzlichtern hatte der Meister während der gesamten Spielzeit auch das Glück, auf jeder Position doppelt gut besetzt zu sein. „Mit jeder Auswechslung sind wir noch stärker geworden“, sagt Könighaus. Hinzu kamen relativ wenig Verletzungssorgen, erst in der Schlussphase der Saison fielen wichtige Spieler wie Schlussmann Matthias Wild und Felix Lang längerfristig aus. Aber auch diese Ausfälle konnten bestens kompensiert werden, wie die letzten Spiele zeigten.

Der Grundstein für die historische Saison der SG Gonterskirchen/Freienseen wurde bereits im Sommer gelegt, die Vorbereitung im Winter fiel aufgrund der Witterungsbedingungen im wahrsten Sinne des Wortes in den Schnee. „In der Hinrunde waren wir spielerisch etwas stärker, wir haben mehr gegen den Ball gearbeitet. Das hat uns durch die bescheidene Wintervorbereitung etwas gefehlt“, fasst Könighaus die Leistung des Teams über die gesamte Saison zusammen. Die Achse Tim Kaiser, Wojtek Romejko und Christian Reinmuth gab der Mannschaft in den bisherigen 26 Spielen die nötige Stabilität, wobei laut dem Trainer „jeder Spieler seinen Anteil am Erfolg hat. Es war das Kollektiv, was diese geniale Saison möglich gemacht hat. Wir haben für jeden Spieler immer adäquaten Ersatz gehabt. Und die Verpflichtung von Christoph Lang in der Winterpause hat uns noch unberechenbarer gemacht, auch weil er für diese Klasse ein überdurchschnittlicher Spieler ist.“

Für die restlichen beiden Ligaspiele erwartet Könighaus noch einmal volle Konzentration. Im Kader für die Partie gegen Beltershain und beim Derby gegen Ruppertsburg wird es einige Änderungen geben, so dass auch die Spieler noch einmal zum Zug kommen, die in dieser Saison weniger Spielpraxis sammeln konnten. „Ich werde zum Beispiel nicht mehr auflaufen, stattdessen aber auch einige Spieler aus der zweiten Mannschaft einsetzen“, so Könighaus, dessen jetziges Saisonziel 77 Punkte sind: „Ich möchte die Klasse gerne mit einer Schnapszahl abschließen.“ Dafür notwendig sind die Siege Nummer 24 und 25 in den letzten beiden Partien. Unterstützt werden wird die SG dabei, wie auch die gesamte Saison über, von ihren meisterhaften Fans.

Die Ziele für die kommende Saison in der Kreisoberliga sind schon klar gesteckt. „Wir wollen erst einmal so viele Punkte wie möglich sammeln, das erste Ziel ist der Klassenerhalt, alles andere ist ein Bonus“, freut sich Markus Könighaus auf eine aufregende Saison. Großer Veränderungen im Kader wird es wohl nicht geben, das Team hat jedoch eine bittere Pille zu schlucken. Der Heilungsprozess des komplizierten Armbruchs von Torhüter Wild wird noch etwas andauern, der Schlussmann wird wahrscheinlich erst zum Saisonbeginn wieder ins Mannschaftstraining einsteigen können.

Wer übrigens gedacht hat, dass die SG Gonterskirchen/Freienseen nur auf dem Spielfeld meisterlich und konditionell überragend sei, der muss jetzt wohl seine Meinung revidieren. Denn die Meisterfeierlichkeiten der Laubacher dauerten ganz drei Tage an. Was Sonntagnachmittag auf dem Platz in Gonterskirchen mit einer feucht-fröhlichen Meisterschaftsfeier begann – Trainer Könighaus musste übrigens ein eher unfreiwilliges Bad in der Horloff nehmen – ging mit einem Umzug durch Gonterskirchen weiter. Erst am Dienstag neigten sich die Feierlichkeiten dem Ende zu, schließlich standen bereits am Mittwoch das nächste Training und die Spielersitzung auf dem Programm.

Wenn die Gokianer auch in der Kreisoberliga diese Kondition und Spielfreude auf dem Platz an den Tag legen, dann wird man noch so einiges von ihnen hören. Und warum sollten Märchen keine Fortsetzung haben?

Von Judith Dietermann (Giessener Anzeiger)